In
Schwerin verlasse ich morgens mein bulgarisches Hotel, trinke einen
Kaffee in der armenischen Pizzeria und mache noch drei Schritte zum
Bahnhofsvorplatz, wo ein Brunnen mit einer Skulptur steht, "Rettung
aus Seenot". Ein nackter Mann hebt eine nackte Frau in sein
Boot, vier Seehunde schauen ihm dabei zu, und ich jetzt auch. Viel
begeisterter bin ich, als mein Blick auf die vier Platzleuchten
fällt, von denen jede aus fünf "Kindersärgen" besteht,
diesen quaderförmigen Leuchten aus schwarzem Polyäthylen, vom VEB
Narva Leuchtenbau Leipzig, die anscheinend unverwüstlich sind. Gegen
Ende der DDR hatte ich den Eindruck, daß, wo es möglich war, an den
Produkten Metallteile gegen Kunststoff ausgetauscht wurden, das war
im Chemieland wohl billiger. Man sieht überall noch alte Leuchten aus den verschiedensten DDR-Epochen,
manchmal auch importiert aus Osteuropa. Ich freue mich jedes Mal, wie
lange so etwas überlebt. Aber Kindersärge, die zu einem Kranz
kombiniert worden sind, hatte ich noch nie gesehen. Daß das an so
prominenter Stelle nicht ausgetauscht wurde! Was ich noch nicht ahne,
daß meine Entdeckung in Nordhausen von einer noch größeren
Sensation in den Schatten gestellt werden wird, einem Kranz aus acht
Kindersärgen, auf dem Gelände des ehemaligen VEB Nordbrand
Nordhausen. Ich frage mich, ob dieser Nordhäuser Leuchtenkranz in der
Leuchtenforschung überhaupt bekannt ist, und ich träume ein wenig
davon, daß er nach mir benannt werden könnte, seinem Entdecker.
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