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Mittwoch, 4. März 2015

TAKRAF


Ich halte kurz im Hafen von Wismar. Daran, daß die DDR aus ökonomischen Gründen mal eine riesige Handelsflotte hatte, erinnern nur noch die wenigen Folgen der Fernsehserie "Zur See". Vier blau-gelbe Kräne stehen am Kai, wie staksige Insekten. Ich wollte ja immer Kranführer werden, eine kleine Kabine hoch in den Lüften war als Arbeitsplatz das Gegenteil von einem Großraumbüro. Man konnte langsam aber sicher Ordnung schaffen in der Welt, indem man schwere Dinge an den richtigen Platz stellte. Ich leide unter dem zeitraubenden Zwang, alleine durch Anstarren die Konstruktion solcher Großgeräte verstehen zu wollen, falls ich einmal in der Verlegenheit sein sollte, so etwas selber herstellen zu müssen, zum Beispiel, wenn ich alleine auf einer einsamen Insel strande. Dieses geniale System von stählernen Armen und Gelenken. Eigentlich heißen die Kräne Einlenkerwippdrehkräne "Kalmar" (schöne Grüße an den Übersetzer) und wurden im VEB Kranbau Eberswalde, Teilbetrieb des Kombinats TAKRAF hergestellt (Tagebau-Ausrüstungen, Krane und Förderanlagen) und von einem zentralen Gestaltungsbüro des Kombinats in Leipzig designt. Der Name hat mein Sprachgefühl immer gestört, weil ich immer dachte, es müßte eigentlich TRAGKRAFT heißen, so wie es "Badedamit" und nicht "Badedas" heißen sollte. Das Kombinat TAKRAF ist von der Treuhand aufgelöst worden, der Eberswalder Kranbaubetrieb heißt jetzt seltsamerweise Kirow Ardelt GmbH, immer noch nach dem sowjetischen Funktionär, mit dessen Namen man 1952 geehrt wurde und seit 2008 auch wieder nach der Gründerfamilie Ardelt, die im Nationalsozialismus tief in Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit verstrickt war und 1945 enteignet worden ist. Aber ich wollte eigentlich nur die schönen Kräne bewundern.

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