Ein
unerforschtes Gebiet ist die DDR-Volkskunst, dafür gibt es leider
kein Museum: gelötete Kronkorkenmäuse, geklebte Nudelfiguren,
geschreinerte Briefkastenhäuser, Namensschilder für die Haustür
aus gebrannter Knete. Anders als die Schnitzereien aus dem Erzgebirge, ist das alles nicht weltberühmt geworden, weil es nicht für den
Export gedacht war, sondern zur Ausschmückung der eigenen Wohnung.
Schon im Werkunterricht hat man für die Mutter einen Kerzenständer
gefeilt, im PA-Unterricht wurden dann Laichgrotten fürs Aquarium hergestellt oder
Wärmflaschenbezüge aus Frottee genäht, bei der Armee schließlich, um nicht
verrückt zu werden, anspruchsvolle Architekturmodelle aus
Streichhölzern geklebt. Da es ja immer an Holz mangelte, waren
Wäscheklammern ein beliebtes Material. Hier im Bild wurden sie zu
einem Bierkrug verarbeitet, mit Sichtfenster für die West-Dose. In
den selbst gesägten Griff wurde ein Ornament gebrannt, und dann alles schön
lackiert. Wenn die Wende nicht gekommen wäre, würden wir
vielleicht heute versuchen, an den Ostseestränden solche Produkte
unserer Kultur an reiche Touristen aus dem Westen zu verkaufen. (Objekt: Archiv Don Brummer)
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