Montag, 29. August 2011
Heimatweh
In meiner Straße war eine Allee von Betonfässern aufgestellt worden, weil ein Kabel in zwei Metern Höhe zu einer Baustelle geleitet werden sollte. In Deutschland erinnerten Baumaßnahmen immer an den Atlantikwall. Das spirituelle Zentrum der Bundesrepublik war die Tiefgarage, nirgends war man der Seele der Deutschen näher. In der schmucklosen Solidität unserer Bunkerarchitektur lag eine große Angst vor der Zukunft. In Bukarest sahen Baustellen aus wie Spielplätze, auch wenn hier niemand Helme trug. Die Männer, die bei einem Gebäude von Anfang an dabei waren, lernten mit jedem Stockwerk mehr über ihre Aufgabe. Kabel wurden in Baumgabeln gelegt wie Gartenbeleuchtung.
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1 Kommentar:
Herr Schmidt!
Meine Seele findet sich nicht in der Tiefgarage und ich bin auch Deutsche.
Es gibt auch vereinzelt Deutsche, die nicht auf Autos stehen.
Oder meinen Sie eher die menschliche Kälte oder das faschistoid anmutende "alles sieht gleich aus"?
Und was ist daraufhin zu tun?
Kann man da noch was retten für die Seele(n) in der Heimat?
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