Dienstag, 13. September 2011

Iași, August '09




Herkömmliche Sehenswürdigkeiten konkurrieren mit aufwendigen Mitteln um die Aufmerksamkeit der Touristen, jahrhundertelange Kulturbemühungen gipfeln in Objekten, deren Wert für uns darin besteht, daß wir sie noch nie gesehen haben und möglichst nirgends sonst sehen können. Rumänien ist aber reich an alltäglichen Dingen, die man so noch nie gesehen hat, und als deren Entdecker man sich fühlen kann, weil auf sie kein Touristenführer hinweist. Bauliche Lösungen, die in Deutschland gegen eine Flut von Vorschriften verstoßen würden (wobei die Bauordnung bei uns ja keineswegs ästhetisch überzeugende Lösungen fördert, sondern lediglich dafür sorgt, daß alles genauso aussieht, wie alles andere). Wenn ein Trampelpfad durch einen Park im nachhinein zu einem Beton-Weg befördert wird - ein sehr demokratischer Vorgang-, und wenn dann eine Mauer im Weg steht, baut man eben nachträglich eine Treppe. Auch wenn dieses friedliche Miteinander von Mauer und Treppe eine dauerhafte Lösung ist, wird sie für immer provisorisch wirken. Es hat etwas Brutales, aber es liegt darin auch eine große Freiheit. Meine Freude daran kommt wohl daher, daß ich mir, anders als beim Eiffel-Turm, vorstellen kann, so etwas auch zu können, man fühlt sich dann einmal nicht zwergenhaft und eingeschüchtert von den Kulturleistungen der Menschheit, sondern genießt das Gefühl, nicht der einzige zu sein, der im Leben nichts zustande bringt, und daß es keine Schande ist, über die Vergangenheit auf selbstgebauten Treppen hinwegzuschreiten.

Keine Kommentare: