Montag, 23. Februar 2015

konsument









Ein Katalog (Dank an @Don Brummer) des zentralen Handelsunternehmens "konsument", einer DDR-Warenhauskette, Mitte der 70er. Genauso intensiv wie früher einen geschmuggelten Otto-Katalog, studiere ich den jetzt. Ein Blick in eine völlig fremde Welt, die aber mal die eigene war. Ich wußte bisher gar nicht, daß es im Osten Versandhaus-Kataloge gab. Für Nachgeborene werden sich die östlichen und westlichen Kataloge vielleicht auch nur unwesentlich unterscheiden, da die Vergangenheit generell so komisch wirkt, und der östlichen Kleidung fehlt es hier nicht an Buntheit. Anfang der 70er hat man das Honecker-Tauwetter wohl überschätzt und sich vergaloppiert und Produktnamen wie "Heino" und "Trier" eingeführt, wofür bei konsument Köpfe rollten. (Quelle: "Das Westpaket", Ch.Links-Verlag). Wunderschöne Tableaus wurden hier inszeniert, Frauen unterschiedlichen Alters in dederon-Schürzen, die einen macht das älter, die anderen nicht wirklich jünger - ich glaube, ich hatte die alle als Hortnerinnen -, man guckt sich interessiert in den Topf, eine hält ein Ei bereit und eine einen Salzstreuer. Was sie wohl vorhaben? Wie Frauen so sind! Der Mann sitzt dagegen einsam auf seinem Angelhocker und wendet einen Broiler. Ein Paar in blauen Trainingsanzüge, die nichtmal unsere Sportlehrer getragen hätten (die hatten alle Zeug von Adidas), aber auf die Germina-Schuhe wäre ich inzwischen wieder scharf. Die Werken-Schürze mit den aufgedruckten Werkzeugen (wie sinnig!) hatte ich auch, leider gibt es ja in Deutschland keinen verbindlichen Werkunterricht mehr. Dieses Rad zum Trainieren der Bauchmuskeln lag bei meinen Eltern im Kleiderschrank, natürlich unbenutzt. Rätsel gibt der Geschirrspülautomat GA 4 auf. Mir fällt vielleicht mit viel Grübeln jemand ein, der vor '89 einen Videorekorder hatte, aber ein Geschirrspülautomat? Und noch dazu aus "eigener Produktion"?

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