Dienstag, 17. Februar 2015

Robotron





Dresden: wenn man sich für die bemerkenswerte Dresdner Nachkriegsmoderne begeistert, braucht man eine dicke Haut und muß man sich beeilen, die Sehnsucht nach dem barocken Dresden unter August dem Starken, die vermaledeite Wärmedämmung und der Wildwuchs von Shopping-Malls haben hier schon viel zerstört, die Webergasse von Wolfgang Hänsch gibt es nicht mehr und der Blick vom Bahnhof die Prager Straße hinauf zu Rundkino und Kulturpalast ist fast komplett verbaut, das elegante Konsument-Kaufhaus ist nach der Sanierung nicht wiederzuerkennen, und das Wandbild "Dresden, die Stadt der modernen Industrie, der Wissenschaft und der Kunst, grüßt seine Gäste", befindet sich jetzt tatsächlich hinter einer Wand. Ich habe die DDR-Moderne damals nicht zu schätzen gewußt, aber wenn man mal alte Fotos mit dem heutigen Zustand vergleicht, sieht man deutlich, wieviel Charme verloren gegangen ist, weil es überhaupt keinen Plan mehr gibt und die postmoderne Billig-Protz-Ästhetik regiert. In Nachbarschaft zum Hygienemuseum befindet sich auch das Gelände des VEB Kombinat Robotron (coolster Firmenname überhaupt), des DDR-Firmenimperiums für Computerproduktion, mit teilweise leerstehenden Gebäuden, das einen genauen Blick lohnt, weil hier viele dekorative Fassadendetails zu sehen sind. Allerdings nicht mehr lange, denn ein Investor aus Kassel plant bereits Abriß und Neubebauung mit Wohnhäusern, die man vielleicht braucht, nachdem der eine oder andere Plattenbau rückgebaut wurde.
(Buchtip: Wolfgang Hänsch "Architekt der Dresdner Moderne" (Hg. Wolfgang Kil))

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