Samstag, 7. März 2015

Ein Leuchtenfund




In Schwerin verlasse ich morgens mein bulgarisches Hotel, trinke einen Kaffee in der armenischen Pizzeria und mache noch drei Schritte zum Bahnhofsvorplatz, wo ein Brunnen mit einer Skulptur steht, "Rettung aus Seenot". Ein nackter Mann hebt eine nackte Frau in sein Boot, vier Seehunde schauen ihm dabei zu, und ich jetzt auch. Viel begeisterter bin ich, als mein Blick auf die vier Platzleuchten fällt, von denen jede aus fünf "Kindersärgen" besteht, diesen quaderförmigen Leuchten aus schwarzem Polyäthylen, vom VEB Narva Leuchtenbau Leipzig, die anscheinend unverwüstlich sind. Gegen Ende der DDR hatte ich den Eindruck, daß, wo es möglich war, an den Produkten Metallteile gegen Kunststoff ausgetauscht wurden, das war im Chemieland wohl billiger. Man sieht überall noch alte Leuchten aus den verschiedensten DDR-Epochen, manchmal auch importiert aus Osteuropa. Ich freue mich jedes Mal, wie lange so etwas überlebt. Aber Kindersärge, die zu einem Kranz kombiniert worden sind, hatte ich noch nie gesehen. Daß das an so prominenter Stelle nicht ausgetauscht wurde! Was ich noch nicht ahne, daß meine Entdeckung in Nordhausen von einer noch größeren Sensation in den Schatten gestellt werden wird, einem Kranz aus acht Kindersärgen, auf dem Gelände des ehemaligen VEB Nordbrand Nordhausen. Ich frage mich, ob dieser Nordhäuser Leuchtenkranz in der Leuchtenforschung überhaupt bekannt ist, und ich träume ein wenig davon, daß er nach mir benannt werden könnte, seinem Entdecker.

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