Noch
einmal Chemnitz, die schöne Leuchtschrift vom Omnibusbahnhof wird
mit ihm verschwinden, denn er soll wohl abgerissen werden, obwohl das
freischwebende Betondach einmalig ist. Der Rote Turm, nach dessen
Form die Fitflasche gestaltet worden sein soll. Mein Gastgeber Jan
Kummer ist in Besitz einer elektrischen Zahnbürste aus sowjetischer
Produktion, mit Ersatzbürsten, nie hätte ich geglaubt, daß es so
etwas gegeben hat! In der Galerie Borssenanger lief gerade Jans
Ausstellung "Ohnmacht & Extase", in der auch eine Reihe
Archen zu sehen waren, die er für den Weltuntergang gebaut hat, hier
die "Arche für Sensible". Von einem anderen Künstler
stammte ein vermummter Nußknacker, die Haßkappe hat eine Erzgebirger Oma gestrickt. Aus der Panorama-Bar des Hotels Mercure,
ehemals Interhotel, wo es früher eine Jalta-Bar gab, in der man zu
Ostzeiten schon Westzigaretten kaufen konnte (eine Stange HB für 70
Mark, zwei Monatsmieten), hat man eine gute Sicht auf Hubert
Schiefelbeins herrliche Betonformsteinfassade der Stadthalle. In der
anderen Richtung lugt die Spitze der Rakete vom Kosmonautenzentrum
aus dem Wald hervor. In der Hotel-Lobby kann man eine Erzgebirger
Stefan-Heym-Figur kaufen, zu solchen Ehren möchte ich auch mal
kommen! Das ist doch mehr wert als ein Büchner-Preis. Mitten im
Zentrum steht eine Skulpturengruppe, die kaum jemand beachtet, man
kann hier Brechts "Lob der Partei" und das "Lob des
Kommunismus" in Stein gemeißelt lesen. Man sieht auch, wie so
häufig auf DDR-Kunstwerken, einen Lesenden (hier von seiner Freundin
gestört), und glückliche Kinder (was tun glückliche Kinder? Sie
tanzen um einen Baum.) Am Bahnhof dann ein Mahnmal für die Opfer der
Aufstände von 1919. Weiter ging es nach Leipzig, wo ich in einem
HO-Kaufhaus kleine Schätze gefunden habe, Abziehbilder (benutzt man
so etwas noch?) z.B. vom famosen Rügen-Hotel in Saßnitz. Aber auch
ein Krokodil vom VEB Plaho Steinach. Wie man sieht ist das Etikett
schon in die Verpackung getan worden, der Beutel ist nur mit einer
Metallspange gesichert, das war damals eine Sparmaßnahme, vorher
hatte man den Beutel und das Etikett ordentlich geklammert. So ging
es mit dem Land zuende. Und es gab auch wieder ein Wort zu lernen:
"Effektgespinst".
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