Sonntag, 1. Februar 2015

Kyffhäuser


Das Kyffhäuser-Denkmal ist als absurde national-romantische Inszenierung der Kaiserzeit sehr sehenswert. Eigentlich schade, daß der Vorschlag des Architekten, auf diesem Berg zusätzlich ein "deutsches Olympia" zu errichten, eine Arena für 400000 Besucher, nicht verwirklicht wurde. Barbarossa, der in einem Steinbruch an seinem Tisch sitzt und darauf wartet, in Deutschland wieder das Zepter zu übernehmen und für eine Blütezeit zu sorgen. Über ihm ein Reiterstandbild von Wilhelm I., dem neuen Barbarossa, "Weißbart auf Rotbarts Throne". 1969 ließ die DDR in der Turmhalle einen Reliefzyklus anbringen, der das Leben vom Feudalismus bis in den Sozialismus darstellen sollte. Vom eingebundenen Text der Becherschen Nationalhymne mußte die Zeile "Deutschland einig Vaterland", als sie den Oberen nicht mehr genehm war, mit einem Blechstreifen verdeckt werden. Nach der Wende wollten Eiferer das Relief entfernen lassen und die Halle wieder im Originalzustand sehen (auch mit den Beiträgen der Nationalsozialisten? Töpfen mit Erde von den durch Versailles verlorenen deutschen Gebieten?) Zum Glück ist das unterblieben, so ergibt sich ein aufschlußreiches Bild von den verschiedenen Epochen deutscher Selbstinszenierung. Der Traktorist, der sich verträumt auf die Motorhaube stützt, während sein Kollege den Anlasser ankurbelt, wirkt doch in diesem Kontext eher menschlich. Im Zentrum die sozialistische Kleinfamilie mit drei Kindern als Ziel der Geschichte, konservativer geht es ja eigentlich gar nicht. Das müßte doch auch Burschenschaftlern gefallen.

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