Als
Designer will man sicher Dinge entwerfen, die möglichst lange
benutzt werden, wie die Garamond-Schrift. Wenn man eine
Grenzübergangs-Stele entwirft, kann man aber das Pech haben, daß
der Staat kurz darauf verschwindet und die ganze Arbeit war umsonst.
Hinter der ehemaligen Grenzübergangsstelle ("GÜST")
Dreilinden sieht man an der Autobahn noch diesen weißen
Willkommensgruß der DDR an Westberliner Transit-Autofahrer. Das Loch
vom fehlenden Wappen reizt dazu durchzuspringen. Die zeitlos-schöne
Form aus Beton ist tatsächlich die Arbeit eines Designers (mehr dazu
in: Günter Höhne "DDR-Design – Arbeit, Freizeit, Ferien").
Ich verlasse die Autobahn und fahre durch ein Gewerbegebiet bis zur
Stele, dort wird gerade Wald gerodet, vielleicht für ein weiteres
Autohaus. Dann gehe ich zu Fuß weiter und erwarte dabei die ganze
Zeit, von irgendwelchen Wachleuten, Forstbeamten oder
Autobahnpolizisten zurückgepfiffen zu werden, dabei ist das gar kein
Privatgelände. Ein Erbe meiner DDR-Kindheit, diese Angst, ein Verbot
übersehen zu haben. Manchmal traf man ja bei Waldspaziergängen
plötzlich auf Russen, die das Gelände absperrten, weil sie einen
Deserteur suchten, da wurde dann nicht viel erklärt, sondern die
Waffe entsichert. Mawil wollte mir erzählen, die russischen Soldaten
hätten in der DDR am Waldrand immer ein paar Birken gepflanzt, um
sich zuhause zu fühlen. Ich würde es für wahrscheinlicher halten,
daß sie einfach ein paar Bäume weiß angestrichen haben.
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