Dienstag, 3. März 2015

Kriegsspielzeug


Ich finde, in Museen sollte Multimedia verboten sein, die Kinder starren schon genug auf Bildschirme, man sollte Museen überhaupt nie renovieren. Ich mag es, wenn sie schön staubig sind und man nicht so richtig zwischen Ausstellungsstücken und Museumsmöbeln unterscheiden kann. Sehr altmodisch und schön sind Dioramen, im Stadtmuseum von Sömmerda gibt es eines, bei dem mit Zinnfiguren die Schlacht bei Langensalza dargestellt wird. 1866 hat also Preußen gegen Hannover Krieg geführt, so lange ist das noch nicht her, und ich habe nie davon gehört. Man zeigt bei uns ja immer gerne mit dem Finger auf Länder, in denen in unseren Zeiten noch Bürgerkriege toben. Die rührende Sorgfalt, mit der hier mit Watte der Mündungsrauch der Flinten dargestellt wird, steht im Widerspruch zur Tatsache, daß sich Menschen erschießen. Gab es in der DDR viel Kriegsspielzeug? In kritischen DDR-Museen fehlt dieser Hinweis nie. Im Vergleich zu dem, was früher üblich war und dem, was man heute kaufen kann, denke ich das aber eigentlich nicht, wobei ich dazu gerne etwas fundiertes lesen würde. Spielzeugpanzer fielen natürlich besonders negativ auf, weil die offizielle Friedensideologie immer im Widerspruch zur Militarisierung der Gesellschaft stand, wogegen auch Wilhelm Busch mit seinem Igel nichts half. Die Kirche war auf jeden Fall streng pazifistisch, in unserem kirchlichen Kindergarten durften wir beim Fasching als Cowboys keine Colts tragen, wir bekamen dafür Bananen. Unsere Junge Gemeinde gestaltete bei einem Kirchenfest einen Stand, an dem man sein Kriegsspielzeug gegen Friedensspielzeug umtauschen konnte, sicher mit wenig Erfolg. Und Schach war davon ausgenommen, obwohl es doch eigentlich auch ein Kriegsspiel ist. Jedenfalls fand ich es unvorstellbar, daß es bei der Bundeswehr noch Militärpfarrer geben sollte, wie wunderte ich mich erst über Autobahnkirchen und daß der Vorsitzende der Bischofskonferenz Marx heißt. 

Keine Kommentare: