Ich
halte kurz im Hafen von Wismar. Daran, daß die DDR aus ökonomischen
Gründen mal eine riesige Handelsflotte hatte, erinnern nur noch die
wenigen Folgen der Fernsehserie "Zur See". Vier blau-gelbe
Kräne stehen am Kai, wie staksige Insekten. Ich wollte ja immer
Kranführer werden, eine kleine Kabine hoch in den Lüften war als
Arbeitsplatz das Gegenteil von einem Großraumbüro. Man konnte
langsam aber sicher Ordnung schaffen in der Welt, indem man schwere
Dinge an den richtigen Platz stellte. Ich leide unter dem
zeitraubenden Zwang, alleine durch Anstarren die Konstruktion solcher
Großgeräte verstehen zu wollen, falls ich einmal in der Verlegenheit sein
sollte, so etwas selber herstellen zu müssen, zum Beispiel, wenn ich alleine
auf einer einsamen Insel strande. Dieses geniale System von
stählernen Armen und Gelenken. Eigentlich heißen die Kräne
Einlenkerwippdrehkräne "Kalmar" (schöne Grüße an den
Übersetzer) und wurden im VEB Kranbau Eberswalde, Teilbetrieb des Kombinats TAKRAF hergestellt (Tagebau-Ausrüstungen, Krane und
Förderanlagen) und von einem zentralen Gestaltungsbüro des Kombinats in Leipzig designt. Der Name hat mein Sprachgefühl immer gestört,
weil ich immer dachte, es müßte eigentlich TRAGKRAFT heißen, so
wie es "Badedamit" und nicht "Badedas" heißen
sollte. Das Kombinat TAKRAF ist von der Treuhand aufgelöst worden,
der Eberswalder Kranbaubetrieb heißt jetzt seltsamerweise Kirow
Ardelt GmbH, immer noch nach dem sowjetischen Funktionär, mit dessen Namen man
1952 geehrt wurde und seit 2008 auch wieder nach der Gründerfamilie Ardelt,
die im Nationalsozialismus tief in Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit verstrickt war und 1945
enteignet worden ist. Aber ich wollte eigentlich nur die schönen
Kräne bewundern.
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